Die Familie und die Berge haben Tamaras Charakter geprägt – mit großen Erfolgen und zuletzt furchtbaren Tragödien. Wird sie einen neuen Weg für sich entdecken?
ERLEBE TAMARA
Die Südtirolerin Tamara Lunger ist Ausdauerathletin und eine der leistungsstärksten Höhenbergsteigerinnen. Sie feierte internationale Erfolge bei Skitourenrennen und bestieg mehrere 8000er: Sie war die jüngste Italienerin auf dem Lhotse und erreichte den Gipfel des K2 ohne Flaschensauerstoff und ohne Hilfe von Hochträgern. Doch sie sagt: „Der Körper und die Leistung sind nicht alles. Wir müssen auch den Mut haben, uns auf uns selbst zu verlassen und unserer Intuition und unserem Instinkt zu folgen.“
Berg & Seele, Leidenschaft & Bestimmung
Die Marke GORE-TEX begleitet Tamara seit vielen Jahren und unterstützt sie dabei, ihre Träume zu leben. Sie feierte große sportliche und alpinistische Erfolge, musste aber auch herbe Niederlagen einstecken und furchtbare Tragödien miterleben. Sie ist ein sehr gefühlsbetonter Mensch, ein „Soul Mountaineer“, wie sich sich selbst beschreibt. Seit der Idee zum Film über die Fertigstellung bis zur Premiere beim Bayerischen Outdoor Filmfestival im Juni 2024 ist nun einige Zeit vergangen. Wir haben mit Tamara nun mit etwas Abstand dazu befragt.
Das prägendste Erlebnis ist wirklich, dass die Isländer mit der Natur leben. Also, die leben nicht neben der Natur her, sondern sie leben mit der Natur Hand in Hand. Sie akzeptieren ihre Stärke, ihre Potenz und passen sich daran an. Und das haben sie wahrscheinlich von klein auf gelernt. Man merkt es in ihrem Verhalten; sie sind so gelassen in jeder Situation. Und was natürlich noch cool ist: der Schwimmbadbetrieb draußen im Winter! Wie geil ist denn das? Schwimmbadbetrieb, plus so heiße, kleinere Schwimmbecken. Das hat mich total fasziniert!
Zuerst die Idee mit Island. Weil ich gedacht habe, ich muss irgendwie zurück in diese raue Natur. Island hat ja schon teilweise, obwohl es nicht hoch ist, sehr extreme Bedingungen. Und ich hätte natürlich gerne jemanden dabei gehabt. Da hab ich dann ihn gefragt.
Eigentlich ein sehr gutes. Aber dadurch, dass ich in meiner Kindheit und danach nicht so extrem viel Zeit mit ihm verbringen konnte, brauche ich immer wieder einmal so eine Zeit mit ihm.
Irgendwie schon ein bisschen, weil ich einfach die Gewissheit bekommen habe, ok, ich muss nicht immer nur leisten und in allem Vollgas geben. Ich bin gut so, wie ich bin.
Wenn wir daheim sind – und wir wohnen ja alle im gleichen Haus – haben wir ein sehr schönes Miteinander. Da ist ja die Oma, meine Eltern, meine Schwester und ich. Wir essen meistens gemeinsam zu Mittag und es ist einfach schön, die Familie so genießen zu können. Das empfinde ich als ein Privileg.
Ich blicke immer weiter nach vorne. Die Islandreise hat mir ja ein bisschen geholfen, wieder in mein – sozusagen ein bisschen normaleres – Leben zurückzufinden. Und ja, Island war sehr schön, aber ich muss auch sagen, einmal ist mir genug. Weil ich überhaupt kein Mensch bin, der die touristischen Orte aufsucht. Und in Island, obwohl es ja Winter war, gab es doch sehr viele Touristen und deswegen habe ich gesagt, einmal war sehr schön, aber ich glaube nicht, dass ich ein zweites Mal zurückkehre.
Ja, das Leiden war immer so ein bisschen mein Wille, das kann man so sagen. Ich habe jetzt auch ziemlich gut verstanden, warum. Ich habe aber durch das Schicksal am K2 wieder von vorne beginnen müssen. Ich habe verstanden: ich muss mal in erster Linie auf mich schauen – innen und außen. Und das heißt auch: besser auf sich hören, besser auf seinen Körper hören. Mehr mit meinem Körper leben, statt gegen ihn. Kälte und so, das war total interessant, weil die Kälte hat mir eigentlich zuerst nichts ausgemacht. Ich habe sie nicht geliebt, aber sie hat mir nichts ausgemacht. Aber ab dem K2 hatte ich ständig Angst, zu kalt zu werden. Im Sommer nach der K2-Tragödie habe ich vielleicht dreimal eine kurze Hose angezogen, weil ich Angst hatte, dass ich zu kalt bin. Deswegen glaube ich, dass die Kälte ein bisschen gekoppelt ist mit dem Trauma. Daran habe ich sehr viel gearbeitet und denke auch, dass ich es ziemlich verarbeitet habe. Aber trotzdem: die Kälte ist nicht mehr so mein Fall.
(überlegt lange) Hm, gute Frage. Es ist ja schon eine sehr persönliche Geschichte. Aber ich denke, dass wahrscheinlich in vielen Familien so Erwartungen, Vorstellungen und Glaubenssätze existieren, die vielleicht gar nicht alle stimmen. Der Film und meine Geschichte könnte vielleicht ein Denkanstoß sein, um die Gedanken innerhalb der Familie zu hinterfragen oder zu analysieren. Weil vielleicht ist ja nicht immer alles so, wie man das in seinem Kopf sich ausdenkt. Sondern viel schöner.
In Südtirol, ganz klar. Weil in Island ist es einfach sehr schwierig mit den Wetterbedingungen. Der Wind geht ja noch, aber dieser Nebel, der Bodennebel, wo man fast nicht seinen Ski sehen kann. Nein, nein. Ja, Südtirol isch halt Südtirol. (lacht)
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