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    Ultrarunning: Du musst kein Superheld sein

    Aum Gandhi
    Aum Gandhi

    Als wir Kinder waren, kannten unsere Träume keine Grenzen. Trotz der Herausforderungen, mit denen einige von uns in ihrer Kindheit konfrontiert waren, brachte die kindliche Neugier viele Visionen hervor. Ich zum Beispiel wollte Abenteurer werden. Ich wuchs im Großstadtdschungel auf, doch tief in meinem Herzen sehnte ich mich danach, hinaus in die große, weite Welt mit ihren vielen unterschiedlichen Kulturen zu gehen. Als Erwachsener verwirklichte sich mein Traum: Ich wurde Ultraläufer. Obwohl ich bereits mehr als 30 Ultraläufe über verschiedene Distanzen auf der ganzen Welt absolviert habe, hat sich meine Selbstwahrnehmung nicht geändert. Ich halte mich ganz sicher nicht für einen Superhelden. Als Ultraläufer braucht man keine übermenschlichen Kräfte. In Wahrheit war ich davon weit entfernt.

    Wie bei vielen deutete auch in meiner Kindheit und Jugend nichts auf ein „sportliches Wunderkind“ hin. Während der Schulzeit bin ich bei Fitnesstests entweder durchgefallen oder habe versucht, mich davor zu drücken. In der Grundschule wurde ich zur Sporttherapie geschickt, da meine Leistungen stark unterdurchschnittlich waren. Mit 11 Jahren wog ich etwa 77 Kilogramm. Im Alter von 18 brachte ich aufgrund von körperlichen und psychischen Problemen 113 Kilogramm auf die Waage. Das ging bis zu dem Tag, als mein Arzt zu mir sagte, dass ich Prädiabetes habe. Das war für mich ein echter Weckruf, da viele in meiner Familie an Diabetes erkrankt sind. Ich startete ein Abnehmprogramm und durchlief dabei sämtliche Höhen und Tiefen.

    Tatsächlich kämpfe ich nach wie vor jeden Tag dafür, meinen Kindheitstraum zu verwirklichen. Egal, ob ich durch die Wüsten Islands laufe, am Polarkreis unterwegs bin oder an einem Rennen im Himalaya teilnehme – ich versuche, immer in Bewegung zu bleiben. Da ich Vollzeit im Büro als Ingenieur arbeite, muss ich meine Träume mit meinem Terminkalender in Einklang bringen. Oft bedeutet das, dass der Wecker sehr früh klingelt, oder nach der Arbeit am Abend noch ein Workout ansteht. Es ist nicht leicht, um 5 Uhr morgens aus dem Bett zu kommen, wenn es draußen kalt und dunkel ist. Es ist auch nicht leicht, nach einem langen Arbeitstag, an dem man den ganzen Tag seinen Kopf angestrengt hat, um 19 Uhr noch ein Training durchzuziehen. Aber eine Sache hält mich in Bewegung: mein Traum.

    Was ich tue, mag übermenschlich erscheinen. Wenn es um meine Teilnahme an Extremläufen geht, höre ich immer wieder die gleichen Bemerkungen. Meistens fallen dann Begriffe wie „Begabung“, „Talent“ oder „beeindruckende Stärke“. Ehrlich gesagt, bin ich einfach ich selbst . Ultrarunning ist kein Wundermittel, das dich furchtlos macht. Für mich ist es eine neue Möglichkeit, die Welt zu sehen und sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen – trotz meiner Ängste. Es geht nicht einfach darum, es durchzuziehen, sondern trotz aller Emotionen und Gefühlslagen, mit denen wir als Menschen konfrontiert sind, dranzubleiben.

    Ultrarunning ist kein Wundermittel, das dich furchtlos macht. Für mich ist es eine neue Möglichkeit, die Welt zu sehen und sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen – trotz meiner Ängste.

    Meine Laufkarriere begann im Jahr 2018 mit 400 Metern. Es war ein dunkler Abend nach einem stressigen Arbeitstag. Mein Abnehmprogramm war nicht immer von Erfolg gekrönt. Bis heute ist es ein ständiges Auf und Ab. Mein Plan, Läufer zu werden, entsprang dem Wunsch, in diesen chaotischen Zeiten einen Rückzugsort nur für mich zu schaffen. Während dieser ganzen Zeit war die Arbeit an meiner mentalen Stärke eine Art Schlüssel, und hat mir dabei geholfen, meinem Kindheitstraum näherzukommen. Mein Traum vom Abenteurer wuchs an den Herausforderungen, mit denen ich konfrontiert war, anstatt von ihnen unterdrückt zu werden. Vor allem aber fühlte ich mich auf diesem Weg immer als Mensch, nicht als Superheld.

    Es gibt noch vieles, was ich in Zukunft machen möchte. Kein Trainingstag ist perfekt und es gibt immer wieder Rückschläge. Doch statt sich von solchen Rückschlägen und Herausforderungen im Training zurückwerfen zu lassen, sollte man sie eher als wertvolle Bereicherung betrachten. Tatsächlich nehme ich Herausforderungen nicht immer so wahr. Schlechte Tage wird es immer geben und das ist völlig in Ordnung. Man darf nur nicht vergessen, dass alles zusammengehört. Nicht jedes Training macht uns stärker, aber jede Herausforderung, mit der wir konfrontiert sind. Du musst kein Superheld sein – das Besondere am Menschsein liegt darin, wie wir unsere Ziele an den Herausforderungen des Lebens ausrichten. Jetzt ist es an dir, deine Träume zu verwirklichen.

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    Aum Gandhi

    Aum ist als professioneller Ultraläufer für die Marke GORE TEX aktiv und hat eine tief verwurzelte Leidenschaft für den Sport und die Trail Community. Mit seinen sportlichen und persönlichen Aktivitäten möchte er andere inspirieren und positiv beeinflussen.

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