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    Start der European Outdoor Film Tour 2019/20

    Joachim Stark
    Joachim Stark

     

    Filme im Spannungsfeld zwischen Natur und Mensch

    Eliott Schonfeld ist das, was man vor vielen Jahren als echten, unverfälschten, wahren Outdoorer bezeichnet hätte. Heute ist ja viel mehr Outdoor: Es gibt Urban Outdoorer, das sind diejenigen, für die schon die 30 Meter zwischen Auto- und Bürotür bei Nieselregen ein echtes Naturerlebnis darstellen. Grillen auf der Dachterrasse, Sonnenbaden im Stadtpark, Übernachten im Zelt vom Discounter zwischen Müll, Matsch und Heavy Metal: alles Outdoor, alles Abenteuer.

     

    Und dann kommt Eliott Schonfeld und zeigt uns, was echtes Naturabenteuer ist. Mehr Outdoorer geht nicht. Deshalb ist es folgerichtig, dass er das Gesicht der aktuellen E.O.F.T. ist. „Le Minimaliste“ wandert quer durch den Himalaja. Mit wenig Gepäck, das im Laufe der Zeit immer (absichtlich) weniger wird, bis er zum Schluss in Ziegenfelle gehüllt umher streift. Schonfeld bewegt sich oft auf Pfaden, die ein normaler Trekker oder Tourist nie erreichen könnte. Zu unwegsam, zu viel militärisches Sperrgebiet. Dass und wie er das alles selbst filmt, wirkt im Gegensatz zu seinem sonstigen Minimalismus etwas absurd. Aber wenn er es nicht täte, könnten wir ihn nicht eine halbe Stunde lang bei seinen Abenteuern beobachten.

    Im weiteren Programm der Filmtour ist fast die gesamte Palette an Outdoor-Aktivitäten vertreten 

    Klettern (in Form von Highball Bouldering), Running, Biking, Snowboarding, Abseiling (aus einem Zeppelin, mit anschließender Skiabfahrt), Roller Skating, Alpinismus (mit anschließender erster Skiabfahrt vom 8516 Meter hohen Lhotse) sowie ein Porträt der Abenteurerin und Polarexpertin Sarah McNair-Landry. Die sympathische und zähe Frau wurde mit dem 21st Century Adventurer Award ausgezeichnet. Für diesen erstmals verliehenen Preis waren vier herausragende Persönlichkeiten der Outdoor- und Abenteuerwelt nominiert, darunter GORE-TEX Athletin Tamara Lunger.

    Die Filme haben sehr unterschiedliche Ansätze

    Während Nina Williams „highly illogical“ vorgeht und sie einfach einen extremen Highball Boulder machen will, treibt die Jungs, die mit einem Zeppelin zum Freeriden reisen, eher das Filmprojekt selbst an (fett bezuschusst von der Marke mit dem roten Stier und ansonsten ebenfalls „highly illogical“), weniger der Sport oder die Natur. Beim Snowboarder Elias Elhardt ist das anders: Er ist Profi. Und ihm wurde klar, dass sein Tun große Auswirkungen hat auf die Umwelt, in der er seine Leidenschaft auslebt. Trotzdem macht er weiter. „Contraddiction“ thematisiert diesen Widerspruch. Er löst ihn nicht auf.

    Zwischen Alpinismus und Extremskifahren bewegt sich der Film „Lhotse“. Er kam erst am Tag vor der Premiere aus dem Schnittraum und dokumentiert die erste Skiabfahrt zweier amerikanischer Athleten vom vierthöchsten Berg der Erde. Während „Lhotse“ entsprechend amerikanisch in Szene gesetzt wurde (aber mit einem sehr charmanten Ende!), schlägt „The longest hole“ einen anderen Weg ein. Einen geschlagenen 2000 Kilometer langen Weg. Und weil dieser Film eher britisch ist (Adam Rolston ist eigentlich Ire, sein Partner Ron Rutland Südafrikaner), gibt’s hier etliche Lacher. Auch wegen der völligen Absurdität ihrer Unternehmung: Adam schlug für das „longest hole“ 80 Tage lang einen Golfball quer durch die Mongolei.

    Da wären wir wieder bei der eingangs gestellten Frage: Was ist Outdoor? Beim Golfen bewegt man sich jedenfalls sehr lange unter freiem Himmel. Mit der Aktion von Adam und Ron ist Golfen nicht mehr nur draußen, sondern absolut outdoor angekommen.

    Sei dabei

    Bis zum 5. Februar 2020 gastiert die Film Tour fast täglich in einer anderen Stadt. 

     

     

    Joachim Stark Joachim Stark

    Joachim Stark

    Alpinexperte in Theorie, Praxis, Bild und Text. Joachim ist Allround-Bergsportler: Alpin-, Eis- und Sportklettern, Skitouren, Mountainbiken stehen auf seiner Freizeitliste – wenn er neben Pressearbeit, Fotografie, Grafik- und Layoutarbeit für Unternehmen aus der Outdoorbranche freie Zeit findet. Für die Marke GORE-TEX arbeitet er seit 2012 als freier Mitarbeiter.

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